Bücher und lukullische Genüsse, das kann eine schöne Liaison sein, die Zahl der Kochbücher ist Legion. Und noch schöner ist es, wenn das Umfeld das richtige Ambiente bietet.
Es gab einmal eine Zeit, da war es verpönt, in einer Bibliothek etwas zu essen oder zu trinken – ein Verstoß führte zu missbilligenden Blicken der Aufsicht und im schlimmsten Fall zum Verweis. Nun sind bekanntlich Bücher gerade in einer Bibliothek eine ‘trockene’ Angelegenheit und so haben wir uns in den letzten Jahren daran gewöhnt, daß junge Mädchen literweise Flüssigkeit mit sich führen, um der drohenden Austrockung zu begegnen, auch als survival pack angesichts der durch den Klimawandel jederzeit zu erwartenden Saharisierung der Umwelt. Und dabei sollte auch etwas zum Knabbern nicht fehlen, Mädchen sind ja wie wir alle wissen Naschkatzen. Ganz vorne auf der Beliebtheitsskala: Schokolade und Plätzchen mit Creme-Füllung. Das regt die geistige Tätigkeit an. Sehr beliebt auch der salade nicoise mit prickelnder Kräutersauce aus der Cafeteria im Erdgeschoss. Die Jungs sind da pragmatischer. Wenn es nicht die vorbereitete Stulle ist dann tun es auch die 100 Gramm Bierwurst in der praktischen Frischhaltebox von Aldi und ein Pfund Schnitten. Für alle ist der Lesesaal einer Bibliothek das willkommene Terrain, hier findet die Symbiose geistiger und leiblicher Genüsse ihren vollendeten Ausdruck.
Nun durften wir gerade eine schöne neue Variante des bibliothekarischen Genusses erleben. Wir sind im Lesesaal in der 3. Etage der Universitätsbibliothek Düsseldorf – übrigens der Nachfolgeeinrichtung der Landesbibliothek Düsseldorf, in der in den 1970er Jahren jeder sofort vor die Tür gesetzt wurde, der es gewagt hatte dort etwas zu sich zu nehmen – die Tür geht auf und endlich: der Pizzabote hat sein Ziel gefunden. Wohl sehnlich erwartet von drei Jungakademikern, die ihr Studium genüßlich mit einer Pizza Margherita (vermutlich, wir sind nicht so ganz firm in diesen Dingen) bereichern wollen. Auch die anderen im Lesesaal bekommen etwas davon ab, verführerisch zieht würziger Geruch durch die Buchlandschaften. Lecker! Nun hat uns interessiert, was die Gourmets da zu ihrer Pizza konsumierten – es war Goethe’s Italienische Reise und da verstanden wir, daß eine Pizza Margherita auch bildungsfördernd sein kann, folglich in einer Bibliothek den ihr gebührenden Platz finden muß.