Jeden Monat zeichnet die mit öffentlichen Mitteln geförderte Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ein Werk aus den Bereichen Jugendbuch (Jugendbuch, Kinderbuch und Bilderbuch), Hörbuch und dem App-Angebot als Empfehlung aus. Auf eine nur wenige Zeilen umfassende Skizzierung der ausgewählten Titel folgt dann eine plakative Bewertung. So heißt es etwa in den April-Empfehlungen zu Franz von Assisi – Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter knapp ‘Eine fesselnde Lektüre, die bereichert und nachdenklich stimmt‘. Das Kinderbuch Inspektor Dilemma ist ‘Spannend und humorvoll zugleich!‘ und zum Bilderbuch Der kleine Eiskönig wird postuliert ‘Das Spiel mit Gegensätzen in Text und Bild eröffnet neue Perspektiven!‘
Allgemeinplätze dieser Art finden sich in nahezu allen Leseempfehlungen – sie können vermutlich untereinander ausgetauscht werden, ohne daß dies auffiele – und sie treffen in dieser Unverbindlichkeit auch auf eine Vielzahl anderer Werke zu. Damit stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage diese Empfehlungen eigentlich zustande kommen. Was macht die vorgestellten Werke so empfehlenswert? Wir haben bei der Akademie nachgefragt und nach mehrmaliger Erinnerung dann die Auskunft erhalten, die Akademie ziehe selbstverständlich Kriterien heran, die sich aus der Literaturwissenschaft und Literaturkritik ergeben und auch die Illustrationen betreffen! Und es gäbe auch Erzähltextanalysen/Erzähltheorien und Kriterien, um Literatur zu bewerten.
Nach unserem Verständnis sind das ebenso ‘nebelige’ Worte wie die Leseempfehlungen selbst – die Frage nach den Kriterien und Maßstäben bleibt inhaltlich unbeantwortet. Für uns folgt daraus: die „Leseempfehlungen“ der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur sind beliebig und damit fragwürdig!
Noch ein Beispiel gefällig? Der Klima-Buchtipp des Monats April: Die 17 Ziele der UN für eine bessere Welt von Judith Drews. Die Begründung: ‘Ein wichtiges Werk, das nachdenklich stimmt‘. Ah ja!