Deutscher Kinderbuchpreis 2023

Einer geht noch: gefühlt jeden Tag werden wir mit einer Preisverleihung für dieses oder jenes Buch genervt, das nach Meinung einer mehr oder minder qualifizierten Jury so besonders sein soll, daß es mit einer Auszeichnung bedacht werden muss. Oft und zunehmend drängt sich jedoch der Eindruck auf, daß der Preis weniger den Preisträgern als vielmehr der Selbstdarstellung der Preisverleiher dient.

Diesmal ist es der diesjährige Deutsche Kinderbuchpreis, 2021 von privater Hand ins Leben gerufen. Mit einer Preissumme von immerhin € 100.000 ist er einer best dotierten Preise im deutschen Sprachraum und bestimmt für Bücher, die sich an Kinder im Alter zwischen sechs und acht Jahren richten. Der Deutsche Kinderbuchpreis soll die Entwicklung speziell der Kinderliteratur fördern und Kinderbücher mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses stellen.

Verlage bewerben sich mit eigenen Verlagsprodukten (im Jahr 2022 sollen es 250 Titel gewesen sein), aus denen dann gerade einmal zehn aus einer Bewerbung vorab ausgewählte Mitglieder eine Vorauswahl von zehn Werken treffen, aus der dann wiederum eine Kinderjury bestehend aus 32 Kindern endgültig den Preisträger ermittelt. Eher zweifelhaft, daß ein derart gesteuertes Verfahren wirklich eine fundierte Auswahl sichert und die Interessen und Vorlieben der vielschichtigen Zielgruppe repräsentativ abbilden kann. Und es stellt sich die Frage, wie die Auszeichnung eines bereits erschienenen Werkes der Förderung der Kinderliteratur dienen soll.

Vergeben wird der Preis durch eine von den Stiftern eingerichteten gemeinnützigen GmbH, deren Gründer wiederum Eigentümer einer Unternehmensgruppe sind. Und dort taucht der Preis dann auch im sogenannten Nachhaltigkeitsbericht wieder auf. So schließt sich der Kreis: vorgeblich edle Motive verbinden sich mit der Förderung einer positiven Selbstdarstellung. So erscheint es auch nicht verwunderlich, wenn zu den Sponsoren namhafte Unternehmen aus der Wirtschaft gehören – und im Beirat ist dann auch noch die Politik vertreten. Nun gut, pecunia non olet.