Wie schon angekündigt wird die sammlung druckwerk die neue Bibliographie über pop-up Bücher und ihre Verwandten deutscher Provenienz dieses Jahr in Druck geben (siehe unseren post vom 2. Januar 2025). Als Einstieg werden wir vorab schon einige Auszüge als pdf online stellen. Diesmal ist es der Verlag Malysch aus der früheren UdSSR, der bis 1991 eine ganze Reihe attraktiver pop-up Werke veröffentlicht hat. In deutschen Bibliotheken ist das Verlagsprogramm nur unvollständig vertreten. Die sammlung druckwerk schätzt sich deshalb glücklich, alle Werke im Bestand zu führen.
Das staatliche Unternehmen Malysch (малыш, Malisch) in Moskau war bis etwa 1991 als Herausgeber von Kinderbüchern im Gebiet der RSFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) tätig. Der Name entspricht dem Wort ‘Baby’ – das Verlagsprogramm war jedoch weiter gespannt auf Kinder bis zu etwa sechs Jahren ausgerichtet. Zum Verlag gehörte auch eine eigene Buchfertigung, so wird in einigen Publikationen für den Druck und die Verarbeitung die Buchfabrik «Malysch» beim staatlichen Komitee des Ministerates der RSFSR für Verlage, Polygrafie und Buchhandel in Rostow am Don genannt. Zum Verlagsprogramm vornehmlich der 1980er Jahre zählt neben konventionellen Bilderbüchern auch eine Reihe von Werken mit konstruktiven Gestaltungselementen, vornehmlich einfache pop-up Gebilde zu Märchen und Volksweisen, aber auch komplexere Gestaltungen wie mehrschichtige Kulissenbilder zu neuzeitlichen Themen aus der Raumfahrt oder der Geschichte der Expeditionen in andere Länder. Ähnlich den Staatsbetrieben Artia und Supraphon in der früheren CSSR vermarktete Malysch seine Erzeugnisse international. In der DDR erschienen Ausgaben unter eigenem Namen (auch unter dem Namen Malisch), dem Verlag Junge Welt in Berlin oder auch als Kooperationen mit einer Nennung beider Verlage. In der CSSR wurde ähnlich verfahren, hier erfolgte die Vermarktung in Zusammenarbeit mit dem staatseigenen Betrieb Mladé Léta in Prag. Im nichtsozialistischen Markt gab es eine Verwertung grösseren Umfangs wohl nur in Österreich, zum Teil wiederum unter eigenem Namen, vornehmlich jedoch über das Programm des Verlages Schönbrunn in Wien (mit eigener Fertigung?), der wohl auch die von der Buchgemeinschaft Alpenland an seine Mitglieder vertriebenen Ausgaben bereit stellte. Anders als bei Artia gab es keine Ausgaben in der Bundesrepublik Deutschland, aus dem angelsächsischen Sprachraum sind vereinzelt Veröffentlichungen bekannt, ebenso aus Frankreich mit der Verlagsangabe Malich. Der Verlag stellte vermutlich mit der Auflösung der RSFSR seine Arbeit ein, über den Verbleib des Verlagsarchives liegen keine Erkenntnisse vor. In der Bibliographie sind 35 im deutschen Sprachraum aufgelegte Werke mit besonderen Gestaltungsmerkmalen des Verlages Malysch erfasst.
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