Muss Pippi Langstrumpf sterben?

Um Werke, die aus Sicht ihrer Kritiker in Wort und Diktion nicht heutigen Vorstellungen entsprechen – weil sie etwa diskriminierend oder gar rassistisch verstanden werden könnten – hat sich eine hitzige Diskussion entfacht. Gerade richtet sich der Blick auf Wolfgang Koeppen’s vor rund siebzig Jahren erschienenen Roman Tauben im Gras, beanstandet wird der Gebrauch des sogenannten “N-Wortes”. Allgemein reichen die Forderungen von Umschreiben bis Canceln. Andere wiederum warnen ebenso vehement vor Bevormundung, vor Zensur, sie sehen einen Angriff auf unsere Kultur.

In unserem blogpost vom 15-03-2023 zur Diskussion um Roald Dahl haben wir darüber berichtet und einige Stimmen verlinkt, aktuell haben Mithu Sanyal und Konrad Paul Liessmann ihre konträren Positionen zum Umgang mit Werken in der Sendung von Deutschlandfunk Kultur vom 21-03-2023 vorgetragen.

Im Hanser Verlag ist nunmehr unter dem Titel Canceln : Ein notwendiger Streit (ISBN 9783446276130) ein Essayband erschienen, der die widerstreitenden Aspekte ausleuchtet.

Der Verlag schreibt in seiner Verlagsmeldung: Kein vernünftiger Mensch will Literatur verbieten – oder etwa doch? Die Diskussionen werden hitziger. Wie gehen wir mit rassistischen Stereotypen in literarischen Klassikern um? Wollen wir ein Buch noch weiterlesen, wenn gegen dessen Autor:in schwere moralische Vorwürfe erhoben werden? Droht tatsächlich eine neue Zensur, wie manche befürchten? Für die einen ist das „Canceln“ ein notwendiger Schritt im Kampf gegen Diskriminierung, für die anderen ein Schreckgespenst, das die Freiheit der Kunst bedroht. Klar ist: Die Debatte berührt nicht nur einen Kern der Literatur, sondern auch unseres Zusammenlebens. Sie ist ein notwendiger Streit – dem die Autor:innen dieses Bands klug, pointiert und aus verschiedenen Perspektiven auf den Grund gehen. Mit Beiträgen von Asal Dardan, Adrian Daub, Hanna Engelmeier, Jürgen Kaube, Konrad Paul Liessmann, Ijoma Mangold, Lothar Müller, Mithu Sanyal, Marie Schmidt, Johannes Schneider, Anna-Lena Scholz und Daniela Strigl. © Hanser Verlag Auszug Verlagsmeldung auf der webpräsenz Stand 24-03-2023