Arbeitskreis für Jugendliteratur stigmatisiert Leseschwache

Zur Frankfurter Buchmesse erfolgte am 20. Oktober 2023 die Bekanntgabe der diesjährigen Preistäger des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vergebenen Deutschen Jugendliteraturpreises unter der Überschrift Ermutigend, vielfältig, kraftvoll. Die Siegertitel des Deutschen Jugendliteraturpreises spiegeln den hohen Wert von Diversität und Menschlichkeit in allen Facetten. Näheres ist zu erfahren auf der webseite des Arbeitskreises für Jugendliteratur und in der JuLit 4/23.

Erschreckend sind hier die Äusserungen von Ralf Schweikart, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises für Jugendliteratur in seiner Rede anläßlich der Preisverleihung: Sie sehen, bei uns ist es voll und es sind sogar die rechten Ränge besetzt, aber nicht von Rechten, die dafür leider in vielen Parlamenten sitzen. Wer lesen, und vor allem, wer sinnerfassend sogar Parteiprogramme lesen kann, der wählt so was nicht. Mehr noch: Der verhindert, dass derartige Menschen vom rechten Rand jemals politische Entscheidungen in diesem Land und für Kultur treffen können. (Auszug).

Wer lesen kann wählt sowas nicht, das heißt im Umkehrschluss, wer nicht lesen kann wählt sowas. Es ist das bekannte Narrativ von den bildungsfernen Schichten, aus denen sich das rechte Spektrum speist. Menschen, die nicht lesen können sind suspekt, untauglich und unfähig zur – richtigen – politischen Willensbildung.

Die Aussage mag man zunächst als Ausdruck einer schlichten Gedankenwelt abtun. Doch hier zeigt sich mehr: sie zeugt von Verachtung, Herabsetzung, Ausgrenzung. Mangelnde Lesekompetenz als Indiz für intellektuelle Minderwertigkeit? Mehr als 6 Millionen Menschen in Deutschland können aus unterschiedlichen Gründen als funktionale Analphabeten nicht lesen. Sie stehen unter Generalverdacht, ihr mangelndes Lesevermögen wird zum Vorwurf und Makel geistiger Unmündigkeit. Es ist unerträglich, zu sehen, welches Gedankengut im Arbeitskreis für Jugendliteratur derzeit hoffähig ist, um Leseschwache zu stigmatisieren. Der behaupteten Menschlichkeit in allen Facetten spricht das Hohn.