Christophe-Emmanuel Bouchet 1959 – 2021

Lieber Christophe,

es waren verrückte Zeiten damals in den frühen 80ern, als Du und dann Thierry damit begannen, die Mauer zu bemalen. Du hast gesagt, Du wolltest den Menschen ein wenig Freude bereiten. Das hast Du geschafft, sie haben sogar sehr viel Freude damit gehabt und diese Freude hält bis heute an. Und Du wolltest auch ein wenig provozieren hast Du gesagt. Das hat den Herrschenden hüben wie drüben allerdings gar nicht gefallen, darin waren sie sich einig. Man schmiert nicht mit Farbe an fremden Mauern rum, das ist verboten und man schraubt auch nicht einfach ein Pissoir an, schon gar nicht wenn es der antifaschistische Schutzwall ist. Für Dich gehörte die Mauer in diesen Tagen zum Alltag, ein paar Stufen hoch aus deinem Kelleratelier in Bethanien, wenige Schritte nur und schon hattest Du die Grenze passiert, der alte Geweg dort gehörte schon zur DDR. Und noch zwei. drei Schritte und Du standest vor der Mauer, Deiner Leinwand. Und dann hast Du gemalt.

Ja, eine verrückte Welt war das. Und als die Mauer weg war blieb die Welt verrückt, nur eben anders. Dich hat das nicht gestört, Du hast gerne in dieser Welt gelebt, sie war deine Bühne. Du hast weiter gemalt und mit Deinen Bildern die Menschen verzaubert. Wie oft haben wir diese Glückseligkeit In ihren Augen gesehen, wenn Du Ihnen eines Deiner Werke signiert hast. Und in diesen Momenten warst auch Du glücklich. Es war ein kleiner Ausgleich für das, was Dir das Schicksal an anderer Stelle versagt hat.

Nun bist Du bei Sophie und Agent Freddy und bei all den anderen. Und Kurt wird sicherlich auch schon auf seiner Wolke vorbeigeschwebt sein und ‘Komm Franzos’ gerufen haben. Dein Atelier, von dem Du nun zur grossen Reise aufgebrochen bist hattest Du ‘Verrückte Liebe’ genannt? Das passt. Was hast Du jetzt vor? Die Wolken bemalen, den Mond, den Mars? Das Universum gehört jetzt Dir. Wir sind gespannt.

Lieber Christophe, wir haben schöne Zeiten miteinander verbracht, manchmal waren sie anstrengend und zuweilen hast Du uns sogar an unsere Grenzen gebracht. Wir sind ein gutes Stück Weg gemeinsam gegangen und dafür möchten wir Dir danken. Unsere Wege haben sich damals irgendwann getrennt, doch in Gedanken waren wir weiter verbunden. Das wird immer so sein und wir versprechen Dir, Dein Werk zu bewahren.

Pour l’instant, nous disons merci et adieu, à bientôt !

Edith und Detlev

PS: Grüße bitte agent freddy von uns und vergiss nicht wieder, die Ateliertür abzuschließen.